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Schritte Grundlagen

Die Basis eines sicheren Treffers ist der sichere Stand/Halt. Einen sicheren Treffer auszuführen bedeutet die Kräfte zu kontrollieren, die von der Waffe ausgehen. Dies gelingt einem nur, wenn die Kräfte im Bezug auf das eigene Gleichgewicht kontrolliert werden. Um das zu können wird in der Regel der sichere Halt benötigt.

Das Ziel ist die ästhetische und effektive Bewegung, beides liegt sehr nahe beieinander. Das heißt Kraft sparen, denn aus kraftsparenden Bewegungen können schnelle, präzise Bewegungen gemacht werden, mit denen erfolgreich getroffen und abgewehrt werden kann.

„Sicher geht es nur schrittweise voran“ 😛

Diese Schrittgrundlagen beziehen sich im wesentlichen auf den Gebrauch von Schilden und Einhandwaffen. Die Grundlagen bei Speerkämpfern unterscheiden sich zum Teil in der Grundhaltung und der Anwendung.

Das Benennen der Schritte mit den Begriffen „offensiv“ und „defensiv“ bezieht sich auf einen Rechtshänder. Bei einem Linkshänder verhält es sich umgekehrt.

Es versteht sich von selbst, dass dies nicht der Weisheit letzter Schluss ist. Ich stehe gerne für Fragen zu Verfügung und bin auch an Kritik interessiert. (EMAIL77377)

Diese Grundhaltung bezieht sich (wie der ganze Text) auf einen Schildkämpfer mit Einhandwaffe in einer Linienkampfsituation!

Schematische Darstellung:  Grundhaltungen von der SeiteSchematische Darstellung: Grundhaltungen von Vorne

Schematische Darstellung: Grundhaltungen von Oben

Bei allen Grundhaltungen gilt:

Der vordere Fuß soll in die Richtung des Gegners zeigen. Der Unterschenkel ist senkrecht über dem Hacken, das Knie befindet sich also über dem Hacken.

Der hintere Fuß steht ca. 2 Fuß breit hinter dem vorderen Fuß. Er steht meist quer zur Bewegungsrichtung, um so mehr Querstabilität zu gewährleisten und zum anderen mehr Reibung zu erzeugen, um frontalen Druck abfangen zu können.

Das Knie des hinteren Beins befindet sich über den Zehen des Fußes. Die beiden Hacken sind in seitlicher Richtung ungefähr eine Fußbreite nebeneinander, in Bewegungsrichtung ungefähr die doppelte Hüftbreite hintereinander.

Die Knie sollten gleiche Ausrichtung wie die Füße haben, dass heißt der Oberschenkel zeigt in die selbe Richtung wie der Fuß. Das Knie ist ein Scharnier und sollte daher nicht quer belastet werden. Beide Beine sollen angewinkelt sein, auf keinen Fall durchgestreckt, da dies zu belastend für die Gelenke ist.

Die Hüfte ist senkrecht zur Bewegungsrichtung des Gegners ausgerichtet, dies ermöglicht mit dem Schild und der Waffe in gleicher Weise auf den Gegner zu wirken und zu reagieren.

Der Oberkörper soll in einer Grundspannung (vorgespannt) aufrecht gehalten werden und immer auf einer Höhe bleiben - auch beim gehen. Die Beine bewegen sich frei und fließend unter dem Oberkörper und sorgen für die nötige Stabilität. Der Brustkorb ist leicht nach vorne oben gestreckt so das die Lunge Raum hat zum atmen. Die Schultern entspannt neben dem Körper. Der Kopf ist aufrecht und wird weder vorgestreckt noch zurückgezogen.

Das Gewicht sollte in einem Kampf zu ca. 2/3 auf dem vorderen Fuß liegen, so das Druck von vorne gut abgefangen werden kann und ein Schritt leicht eingeleitet werden kann.

Schematische Darstellung: Entspanntes Stehen A

Das Gewicht liegt auf beiden Füßen gleich. Im Wesentlichen eine Pausen- und Wartestellungshaltung. So wird bequem und mit gleicher Belastung beider Beine gestanden.

Die Stellung ist ungeeignet für den Kampf, da bei einem frontalen Druck nichts entgegengesetzt werden kann.

Der Fuß der Schildhand ist vorne, so dass der Schildarm den größtmöglichen Bereich mit dem Schild abdecken kann. Die Waffe hat gegenüber der offensiven Stellung einen eingeschränkten Bereich. Es ist die Grundstellung, um sich einfach verteidigen zu können.

Ein aus dieser Stellung ausgeführter Wechselschritt hat die größte Erweiterung des Angriffsbereiches zur Folge. Allerdings ist es bei einem Rundschild, dessen Radius unter der Schulterbreite des Trägers liegt, nicht immer voll möglich die Waffenhand zu decken.

Es gibt einen Zusammenhang von Hüftdrehung und Fußstellung. Im Folgenden möchte ich das an Beispielen ausführen.

Schematische Darstellung: Defensive Stand Position E E Schematische Darstellung: Defensive Stand Positionen F a-c F Schematische Darstellung: Defensive Stand Position G G

E) Aus dieser Stellung ist das Abrollen des hinteren Fußgelenks schonender als aus den anderen Stellungen, da die Bewegungsrichtung mit der natürlichen Ausrichtung der Gelenke übereinstimmt. Deshalb ist sie die ideale Position, um sich schnell vorwärts zu bewegen.
Die Hüfte ist senkrecht zur Bewegungsrichtung, so dass der Wechselschritt ohne Hüftbewegung möglich ist. Deshalb ist dies auch die Grundposition für Speere, da sie auf die Gleichausrichtung der Hüfte bei der Verteidigung mit dem Speer angewiesen sind.
F) Dies sind die üblichen Grundhaltungen.
FA Dies ist ein guter Kompromiss zwischen der schnellen Bewegung und dem sicheren Stand.
FB ist der Stand mit der stärksten Querstabilität. So kann auch am besten Druck von vorne aufgenommen werden. Allerdings kann so die Hüfte nicht mehr ganz senkrecht zur Bewegungsrichtung gehalten werden.
FC mit dieser Fußhaltung kann die Hüfte parallel zur Bewegungsrichtung gehalten werden, deshalb ist sie ideal für Speere beim Stich. Der Speer kann gut geführt werden und es wird weniger Angriffsfläche geboten.
G) Mit dieser Fußhaltung ist es möglich, die Bewegungsachse der Hüfte auf der Schildseite zu erweitern, so dass zum Beispiel ein sicherer Stich von links ermöglicht wird. Dies lässt sich noch steigern, in dem der vordere Fuß gegenläufig zum hinteren gedreht wird.

Der Fuß der Waffenhand ist vorne, so dass die Angriffsrichtung stark variiert werden kann und eine große Reichweite möglich ist. Der Schild hat gegenüber der defensiven Stellung einen eingeschränkten Bereich. Es ist die Grundstellung um leicht attackieren zu können.

Schematische Darstellung: Offensiv Stand Position B B Schematische Darstellung: Offensiv Stand Position C C Schematische Darstellung: Offensiv Stand Position D D

😎 verhält sich wie E
C) verhält sich wie F
D) verhält sich wie G

Jeder Standwechsel soll so ausgeführt werden, dass es dem Gegner nicht ermöglicht wird, dabei Raum zu gewinnen. Deshalb wird bei jedem Standwechsel der hintere Fuß erst nach vorne gezogen und dann der vorher vordere Fuß nach hinten gesetzt.

Schematische Darstellung: Fuß grau Ein grauer Fuß zeigt die alte Position. Schematische Darstellung: Fuß Schwarz Ein schwarzer Fuß zeigt die neue Position.

Die nummerierten Pfeile sind nicht die Bewegungslinie des Fußes, sondern geben nur die Reihenfolge des Schrittes an. In der Regel werden die Füße gerade oder mit einem leichten innen Bogen an dem anderen Fuß vorbei bewegt.

Schematische Darstellung: Standwechsel von A zu F Von A zu F

Schematische Darstellung: Standwechsel von B zu E Von B zu E Schematische Darstellung: Standwechsel von C zu F Von C zu F Schematische Darstellung: Standwechsel von D zu G Von D zu G

Bei einem Schritt befindet sich der Körper nicht in einem stabilen Gleichgewicht - das ist das Wesen der Bewegung. Um der Stabilität so nahe wie möglich zu sein, benötigt jeder ein Gefühl für sein eigenes Gleichgewicht, für Massenträgheit und für die Ablenkung von Kräften.

Bei ebenem Grund werden die Füße nur wenige cm über den Grund gehoben, um bei einer unerwarteten Störungen so schnell wie möglich wieder Bodenkontakt zu haben und dem entgegenwirken zu können. Die Füße werden so wenig wie nötig angehoben. Im Gelände ist es eben nötig, die Füße weiter anzuheben. Vor allem wenn rückwärts gegangen wird.

Die nummerierten Pfeile sind nicht die Bewegungslinie des Fußes, sondern geben nur die Reihenfolge des Schrittes an. In der Regel werden die Füße gerade oder mit einem leichten Innenbogen an dem anderen Fuß vorbei bewegt.

Alle Grundschritte werden so ausgeführt, dass die Beine sich nicht überkreuzen.

Die Haltung des hinteren Fußes ist beim Gehen von wesentlicher Bedeutung. Mit dem gerade nach vorne zeigenden Fuß kann wesentlich besser abgerollt und die Kraft auf den Boden übertragen werden, so dass es leichter und schneller voran geht. Zudem ist diese Fußhaltung wesentlich schonender für das Fußgelenk. Der quer gestellte Fuß bietet im anschließenden Stand eine bessere Querstabilität.

Halbschritte werden verwendet, wenn es sehr langsam aber druckvoll vorangehen soll oder als Ausfallschritte.

Schematische Darstellung: Halbschritte langsam vor hinterer Fuß Quer

Der übliche stabile Schritt beim „langsam vor“.

Schematische Darstellung: Halbschritte langsam vor

Normales Gehen

Das normale Gehen ist die wohl schnellste Art sich zu bewegen. Desweiteren ist sie am gelenkschonensten.

Schematische Darstellung: Wechselschritte Normales Gehen

Normaler Schritt

Dieser Schritt ist der normale Schritt beim Kämpfen. Hierbei dreht sich durch die hintere Fußhaltung meist auch die Hüfte sehr stark mit, das gilt es aber zu vermeiden.

Schematische Darstellung: Wechselschritte Normaler Schritt

Bei diesem Schritt kann die Hüfte parallel zur Bewegungsrichtung gehalten werden. Dies ist besonders für Speere interessant, die in voller Speerauslage vorgehen wollen, zum Beispiel in einer Phalanx.

Schematische Darstellung: Kreuzschritt

Bei einem Schritt zur Seite wird mit dem Fuß begonnen, in dessen Richtung die Bewegung gehen soll. Nur so kann während des Schrittes eine stabile Haltung bewahrt werden. Gekreuzte Beine sollten immer vermieden werden.

Nach links mit dem linken Fuß.

Schematische Darstellung: Seitenschritte nach links

Nach rechts mit dem rechten Fuß.

Schematische Darstellung: Seitenschritte nach rechts

Diese Bewegungen sind in einer Linienkampfsituation nur bedingt geeignet, da hier nicht nur auf einen Gegner ausgerichtet gehandelt werden muss. Zumeist wird eher auf das seitliche Bewegen zurückgegriffen. Dennoch ist es wichtig, sich mit den daraus resultierenden Aspekten zu beschäftigen.

Bei der Bewegung bezogen auf einen Punkt ist ein interessanter Aspekt, dass es hier noch einmal schwerer ist, seine Distanz zum Gegner zu bewahren und dass es Asymmetrien in den Bewegungsrichtungen gibt.

Die Vor- und Rückbewegung hat keine besondere Abweichung zur regulären, oben beschriebenen Bewegung.

Es kann aus unterschiedlichen Gründen wichtig sein, sich um den Gegner zu bewegen. Vielleicht um ihn langsam in Anbindung zu flankieren oder um ihn zu einem Mitkämpfer zu drehen oder einfach nur um zu sehen was hinter ihm ist.

Bei der Bewegung um einen Gegner ist, je nach dem welcher Fuß vorne ist und in welche Richtung die Bewegung um den Gegner ist, die Bewegung unterschiedlich schnell. Hier zeige ich nur die Bewegung aus der offensiven Haltung. Aus dieser Haltung ist es leichter und schneller sich nach rechts zubewegen als nach links da hier die Schrittweite größer ist.

Die gestrichelten Kreise sind die maximale Reichweite des jeweils zweiten Fußes.

Schematische Darstellung: Seitenschritte um Punkt nach links Schematische Darstellung: Seitenschritte um Punkt nach rechts

Ein Wechselschritt dient immer dazu, die Initiativhaltung (auch Auslage genant) zu ändern (von offensiv zu defensiv oder umgekehrt). Dabei ändert sich aber auch die Schrittweite um den Gegner. Da je nachdem welche Initiativhaltung verwendet wird, die Schrittweite nach rechts oder links um den Gegner weiter und damit auch schneller ist. Dies sollte einem beim Wechselschritt immer bewusst sein.

Schematische Darstellung: Wechsel um Punkt

Hier soll erst mal nur eine Darstellung der Möglichkeiten aufgezeigt werden. Eine Ausführliche Beschreibung soll zunächst nicht erfolgen. Vielleicht folgt diese noch.

Die gestrichelten Kreise sind die maximale Reichweite des jeweils zweiten Fußes.
Jede Farbe stellt eine Schrittfolge da.
Die nummerierten Pfeile sind nicht die Bewegungslinie des Fußes sondern geben nur die Reihenfolge des Schrittes an.

Nach links ohne Wechsel der Initiativhaltung.
Nach rechts mit Wechsel der Initiativhaltung.

Schematische Darstellung: Bewegungen aus der Defensive

Nach links mit Wechsel der Initiativhaltung.
Nach rechts ohne Wechsel der Initiativhaltung.

Schematische Darstellung: Bewegungen aus der Offensive

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  • Zuletzt geändert: 2019-06-18 13:36
  • von Falke