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Wahrnehmen

Ziel des Textes ist es, einen Einblick in die Wahrnehmungsmöglichkeiten beim Kämpfen zu geben.

Wer besser sieht, kämpft sicherer.
Wer besser sieht, bewegt sich besser.

Beim Kampf sollte jeder immer die volle Sehstärke haben (Brille, Kontaktlinsen), das vermeidet Unfälle und Ermüdung.

Die normale Sichtlinie beim Kampf ist in der Regel ca. 30° nach unten gerichtet.

Hier wird immer von beiden Augen zusammen gesprochen.

Schematische Darstellung: Winkel des Sichtfelds von Oben und von der Seite

Links: Horizontale Ebene. Rechts: Vertikale Ebene.

Der konzentrierte Blick ist der Bereich, in dem wir eine scharfe Farbwahrnehmung haben und auch eine volle Mustererkennung. Der konzentrierte Blick ist relativ langsam mit einer Frequenz von ca 4-15 Hz. Die hier angegebenen Winkel beziehen sich auf den Bereich der vollen übereinstimmenden Farbwahrnehmung.(Beide Augen nehmen das gleiche wahr) Auf der Horizontalebene bis zu 50°. Auf der vertikalen Ebene nach oben ca. 15° und nach unten ca. 20° Die vertikale Ebene wird eingeschränkt durch die Nase. Helme schränken oft auch die Sicht ein (Nasal). Deshalb ist es nötig, Helme vorher beim Training zu tragen, wenn sie bei den Schlachten getragen werden sollen.

Als peripheres Sehen bezeichnen wir den Bereich außerhalb des konzentrierten Blickfelds. Das periphere Sehen ist deutlich schneller mit einer Frequenz von bis zu 100 Hz. Allerdings wird nur unscharf und nur hell/dunkel Unterschiede gesehen. Auf der horizontalen Ebene ist der Winkel, in dem gesehen wird: bis zu 200°, mit Augenbewegung bis 270°, mit Kopfbewegung bis zu 360°. Auf der Vertikalebene ist der Sichtwinkel nach oben ca. 60° und nach unten ca. 70°; diese Winkel gehen von der Sichtlinie aus. Teilweise wird die Sicht nach oben zusätzlich durch Augenbrauen oder Helm begrenzt und bei Brillenhelmen gibt es einen blinden Bereich im mittleren unten Sichtfeld (Bei Schwertkämpfern liegt der Bereich beim Gegner meist im Bereich der Oberschenkel.). Helme schränken auch hier immer die Sicht ein und deshalb ist es nötig, wenn bei Schlachten ein Helm getragen wird, diesen auch vorher beim Training zu tragen.

Bewegungen werden auf zwei Weisen gesehen: Durch Bildwanderung: Das Objekt bewegt sich durchs Sichtfeld ohne, dass das Auge folgt, dies kann sehr schnelle Bewegungen erkennen, aber nur unscharf. Wenn das Objekt aus dem Sichtfeld verloren geht, versucht das Auge dies durch Blicksprünge wieder einzufangen. Durch das Verfolgen mit den Augen: Damit kann sehr scharf wahrgenommen werden; allerdings ist diese Wahrnehmung durch Bewegungsgeschwindigkeit der Augen begrenzt auf bis zu 100°/s.

Für das Fechten ist vor allem die Bildwanderung von entscheidender Bedeutung, da sie schnellere Bewegungen wahrnehmen kann und im peripheren Sehen funktioniert. Schließlich ist es für das Kämpfen nötig, die Bewegungen früh wahrzunehmen, um darauf zu reagieren, vor allem, wenn gegen mehrere Gegner gekämpft wird. Das konzentrierte Sehen ist oft eher nutzlos für den Kampf. Die sehende Wahrnehmung kann trainiert werden durch kontinuierlichen Gebrauch.

Farbenblindheit

Unter den Männern gibt es 8% Farbenblinde, bei den Frauen ist der Anteil bei 0,5%.
Farbenblindheit führt zu einer deutlich schlechteren Orientierung auf dem Spielfeld, da Wappen und Symbole nicht so schnell erkannt werden.

Schielen

Latentes Schielen ist bei ca. 70% aller Menschen der Fall. Dies tritt dann nur bei Übermüdung, Stress oder Krankheit zutage.
Kämpfer, die latent schielen, haben ab und an Schwierigkeiten, sich in der Linie auszurichten, da ihr Sichtfeld teilweise eingeschränkt ist.

Einäugige

Einaugigkeit schränkt vor allem das Sichtfeld ein. Das dreidimensionale Sehen wird nach einer gewissen Zeit (ca. 1/2 Jahr) der Einäugigkeit durch Kopfbewegungen relativ gut wieder gewonnen und kompensiert. Auch wenn das einzelne Auge eine gutes Sichtfeld hat, wird unabhängig von der fehlenden Erweiterung des zweiten Auges, durch die Nase und eventuell getragene Nasalhelme das Sichtfeld deutlich eingeschränkt. Dies kann zum Teil bewusst und auch unbewusst durch Kopfdrehung kompensiert werden. Dies führt aber zu einer erhöten Belastung des Nackens.

Schau im Kampf nicht den Gegner oder seine Waffe an, sondern schau ins Leere, um dich auf die periphere Wahrnehmung zu konzentrieren und damit auch auf die Bildwanderung. Als Anfänger kann sich jeder einen Punkt am Gegner suchen und dann grob in diese Richtung sehen. Ideal dafür ist das Brustbein, da sich der Kopf bei diesem Punkt im Normalfall in einer entspannten Haltung befindet, der Punkt leicht zu finden ist und das periphere Sichtfeld gut ausgerichtet ist, um alles sehen zu können.

Als fortgeschrittener Erstreihenkämpfer ist es möglich, die eigene Wahrnehmung durch kontrollierte Blicksprünge so auszuweiten, dass einerseits das eigene Linienzusammenhangsgefühl verstärkt wird und zweitens mögliche Flankenbrüche früh erkannt werden.

Als fortgeschrittener Langwaffen- oder Zweitreihenkämpfer kann mittels Blicksprüngen, unterstützt durch Kopfbewegungen, das periphere Sehen soweit ausgedehnt werden, dass eine 360°-Gefahreneinschätzung erreicht wird. Dadurch kann jeder ein geeignetes Gesamtbild des Geschehens erreichen. Dabei sollte jeder Vorsicht walten lassen, da erstens die Nackenmuskulatur dafür wenig trainiert ist (vor allem mit Helm) und zweitens durch die Bewegung die Sichtfelder sich teilweise nicht mehr überlappen und so kein kontinuierliches Bild mehr zusammengesetzt wird (das ist dann ziemlich irritierend).

Das Fühlen, die Wahrnehmung der eigenen Haut, ist wichtig um Treffer überhaupt zu registrieren. Ebenso wird uns darüber vermittelt, welchen Druck wir mit den Händen ausüben.

Die Fläche des Schildes ist wie ein großes Sensorfeld. Menschen sind in der Lage ziemlich genau abzuschätzen, wo und mit welchem Druck der Schild berührt wird. Wenn wir dies zu interpretieren gelernt haben und uns geeignete Reaktionen zur Verfügung stehen, sind wir in der Lage, das Tempo des Kampfes wesentlich zu steigern. Das Auge ist immer langsamer als das Fühlen und Wahrnehmen durch den Schild.

Was für den Schild gilt, gilt auch für die Waffe: Wann immer die Waffe berührt wird, wissen wir, wo sie berührt wird und mit welchem Druck das geschieht.

Nur wenn wir geübt sind, den Druck unseres Schildes und unserer Waffe zu erspüren, sind wir auch in der Lage, die Treffer präzise zu setzen. Das heißt, sie sowohl überhaupt erst zu setzen, als auch dabei blaue Flecken beim Gegner zu vermeiden. Nur wer auch leichte Treffer akzeptiert und ansagt, kann damit rechnen, dass sich der Gegner nicht bis zum Verteilen von blauen Flecken steigert.

Der Gleichgewichtssinn ist vor allem für das kontrollierte Bewegen notwendig. Wie soll die eigene Waffe sicher geführt werden, wenn der Körper selbst kein stabiles Gefühl bietet, um die Masse der Waffe abzubremsen? Wie soll ein Läufer scharfe Kurven laufen, oder Hindernisse überspringen, wenn kein gutes Gefühl für die Lage und Trägheit des eigenen Körpers vorhanden ist? Nur mit einem solchen Bewusstsein kann die eigene Bewegung entsprechend anpasst werden.

Das Hören gehört der Gruppe, es ist der einzige offene und zugängliche Sinn über den die Gruppe sich koordinieren kann, ohne dass der Einzelne eingeschränkt ist in der Wahrnehmung des Kampfes.

Es ist wichtig, die Unabhängigkeit dieses Sinnes zu trainieren. Gerade bei Anfängern wirken sich akustische Irritationen verheerend aus und führen zu groben Fehlern beim Kämpfen. So zum Beispiel, wenn ein Anfänger angesprochen wird, wie gerade das Wochenende war oder welchen Fuß er am liebsten beim Angriff vorne hat. Die eigentliche Irritation entsteht hierbei weniger durch die Wahrnehmung selbst, sonder viel mehr dadurch, dass dem Anfänger die Verarbeitung nicht gelingt. Dies ist aber nicht nur ein Anfängerproblem, denn bei vielen erfahrenen Kämpfenden ist es häufig so, dass sie auf das Ansprechen gar nicht reagieren. Dies ist im Bezug auf den Austausch von Befehlen oder anderen wichtigen Infos mit unter sehr problematisch. Ein guter Kämpfer kann sich auch während des Kampfes mit anderen austauschen (z.B. „Achtung gefährlicher Speer rechts) und ist in der Kommandostruktur ansprechbar (z.B. „Rückzug“ oder „jetzt Links mehr Druck machen“).

Das Schmecken und Riechen ist am Kämpfen nicht wirklich beteiligt und kann auch nicht genutzt werden.

Wenn du nach langen Kämpfen oder bei besonders anstrengenden Aktivitäten einen bitteren oder metallischen Geschmack im Mund hast, mache eine Pause. Die Durchblutung der Lunge und Bronchien ist sehr hoch und wird etwas Blut abgegeben, das durch deinen Atem sich in deinem Geschmack zeigt. Es ist wahrscheinlich das dein Kreislauf oder sonst irgendetwas an deinem Körper bald baden geht, wenn du dich weiter belastet. Sorge dafür, dass du nicht alleine bist und das du nicht zu abrupt pausierst (kein Zusammenkauern!).

Mach die Nase zu, sonst merkst du den Gambeson.

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  • Zuletzt geändert: 2019-01-08 20:27
  • von Falke